Zahlungsmoral und Schuldnerverhalten in Südtirol und Italien
- Steffen Kowalski
- vor 1 Tag
- 2 Min. Lesezeit
Im Rahmen meines kürzlich durchgeführten Trainings für Südtiroler Unternehmen wurde deutlich, dass die Zahlungsmoral in Italien nach wie vor zu den großen Herausforderungen im Geschäftsalltag gehört. Viele Betriebe berichten über verzögerte Zahlungseingänge, langwierige Mahnverfahren und eine insgesamt schleppende Zahlungsmoral, die sich deutlich von der Praxis im deutschsprachigen Raum unterscheidet.
Zahlungsziele und Realität
Die üblichen Zahlungsziele in Italien liegen offiziell bei 30 bis 60 Tagen. Besonders bei öffentlichen Auftraggebern oder größeren Unternehmen können sich diese Fristen jedoch erheblich verlängern. In der Praxis kommt es nicht selten zu Zahlungsverzögerungen von 90 Tagen und mehr. Diese Entwicklung betrifft vor allem die Branchen Bau, Handel und Dienstleistungen.
Ursachen der schleppenden Zahlungsmoral
Die Gründe für diese Situation sind vielfältig und liegen sowohl in wirtschaftlichen Strukturen als auch in kulturellen Geschäftsgewohnheiten:
Viele Unternehmen priorisieren ihre eigene Liquiditätssicherung gegenüber pünktlichen Zahlungen.
Verwaltungsabläufe und interne Freigabeprozesse führen zu Verzögerungen.
Zudem wird in Italien traditionell eine größere Flexibilität im Zahlungsverkehr akzeptiert, die oft auch Teil der Verhandlungskultur ist.
Bedeutung des kontinuierlichen Kontakts zum Schuldner
Gerade vor diesem Hintergrund ist es für Lieferanten und Dienstleister besonders wichtig, den persönlichen Kontakt zum Schuldner aktiv zu pflegen.
Ein regelmäßiger, sachlicher Austausch – telefonisch oder schriftlich – kann Missverständnisse vermeiden und den Zahlungswillen aufrechterhalten.
Erfahrungen zeigen, dass italienische Geschäftspartner positiv auf eine respektvolle, aber konsequente Kommunikation reagieren. Wer im Gespräch bleibt, erhöht deutlich die Wahrscheinlichkeit, dass offene Forderungen beglichen werden, bevor es zu rechtlichen Schritten kommen muss.
Fazit
Für Unternehmen, die mit Geschäftspartnern in Südtirol oder anderen Regionen Italiens zusammenarbeiten, bleibt die Zahlungsmoral ein sensibler Faktor. Klare Vereinbarungen, eine strukturierte Nachverfolgung und vor allem eine kontinuierliche persönliche Ansprache sind entscheidend, um Zahlungsausfälle zu vermeiden und langfristig stabile Geschäftsbeziehungen zu sichern.





Kommentare